Donnerstag, 30. April 2015

Passtrasse

Die wunderbare Sonne strafte am 29 April alle Wetterfrösche Lügen, welche da Regen und himmlischen  Trübsal vorhergesagt hatten.
Eine leichte Route über Passtrassen führte uns raus aus Bouvante, bis nach Lente.



Am Col du Chaud Clapier

Wenn man wandern kann ohne fürchten zu müssen, mit jedem Schritt in einen Abgrund zu treten, können auch die Gedanken wieder freier schweifen.

Natürlich denke ich viel an Aldo Moro. Dass ihm diese Pilgerfahrt Die meisten Menschen, die ich treffe, sind erstaunt darüber, dass ihm diese Pilgerfahrt gewidmet ist.  Mehr als über die Tatsache, dass ich das mit einem Packesel mache oder dass das Ziel so weit weg  und die Zeit dahin so lang ist.

Besonders schön war es in Léoncel: Ich hatte ja in dem Dörfchen hinter der Kirche campiert. Am Morgen kam eine Kirchenmitarbeiterin und entschuldigte sich dafür, mich nicht schon am Vorabend wahr genommen zu haben. 

Die Kirche stellt Pilger freie Zimmer zur Verfugung. Nun solle ich aber wenigstens kommen und etwas frühstücken.
Ich nahm dankend an, erklärte ihr aber, dass ich nicht katholisch sei und nicht “offiziell” pilgerte, sondern eben für Aldo Moro. 
Das macht nichts” meinte sie. “Pilgern ist etwas sehr persönliches, jeder hat seinen Weg. Und Aldo tut das gut, es macht ihm Freude.” 

Sie sagte das mit grosser Selbstverständlichkeit, was mich sehr berührte.

Ein gelebtes Beispiel von Offeheit und interreligöser Toleranz.

Sicher liegt es auch am Einfluss des Vercors, wo es viele unbekannte, verschlafene Walfahrtsorte gibt, die abseits des prominenten Jakobswegs den stillen Pilgern ihre ganz intimen Heilswege eröffnen.



Die meisten Leute können Aldo nicht spontan zuordnen. Ich erkläre ihnen dann kurz ,wer war und spüre jedesmal die Kraft die davon ausgeht, ihn dem Vergessen zu entreissen.

Ja, es tut ihm gut. Und mir auch. Das kalte, zynische Böse, das sich in der mitleidlosen Vernageltheit aller Protagonisten äusserte und deren Handeln letzten Endes zu seinem Tod führte, es hat nicht das letzte Wort.
Fast vierzig Jahre später ist der Aufschrei des Herzens immer noch da, immer noch wach und wird nicht verstummen.


Die Nacht im Zelt bei Lente war brutal!: Minus-Temperaturen! Gamin hatte am frühen Morgen einen gefroreren Arsch, wie man sieht.

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