Samstag, 18. April 2015

Furt des Ruhms

Die letzte Nacht war hart. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn meine Iso-Matte war defekt. Flach wie ein Radreifen. “Gomma a terra”, wie der Italienier sagt.

Zum Glück leisteten Gamins Ex Besitzer Nothilfe und brachten mir ihre Matte mit dem Auto. Ein Glück!

In der Nacht hatte es heftig geregnet. Das Zelt musste ich triefend nass in den Sack stecken.

Die heutige Etappe hatte es in sich. Verzauberte Waldwege die sich zwischen moosigen Eichen durchschlängelten. heiss-schwüle Luft, voller Düfte. Der Weg führte hinunter in eine Schlucht, die so tief war wie das Unterbewusstsein der Welt. 
Die “Brücke” bestand nämlich aus einem alten Baumstamm und einem Strick als Handlauf.

Es half alles nichts: Wir mussten durch die Furt. Unser erstes, echten Hindernis.
Einen Sekundengedanken lass wollte ich irgendwen anrufen, um mich zu beschweren, oder um Hilfe zu holen...
Aber es war klar: In dieser tiefen Schlucht waren wir allein und nun mussten wir damit fertig werden.
Ich tat einige Schritte ins Wasser. Gamin blockte am Ufer, wie zu erwarten war. Ich stand im Wasser, rief und zupfte an der Leine. So gig es eine ganze Weile.
Plötzlich sah ich ihm an, wie er sich ein Herz fasste, ein Sprung, zwei drei, Galopsprünge und wir waren am anderen Ufer.

Ich lobte ihn ausgiebig, wir teilten einen Apfel. Wir hatten es geschafft! Es gibt kaum etwas schöneres als diese Komplizität mit dem Tier. Wir werden so langsam ein Team.


Danach ging es wieder steil begauf. Wir kletterten aus der Schlucht und erreichten eine Berghöhe mit blühenden Bäumen und weiten Wiesen.

Unten im nächsten Tal sah man den Rhône, Arras und weiter hinten - weitere Berge, schattenhaft den Vercors. Irgndwo jenseits dieses beeindruckenden Horizontes liegt Apulien.

Der Abstieg nach Arras ging über halsbrecherische Pfade, oft nicht breiter als 20 cm. Ich konzentriete meinen Blick auf die Kakteen und Steine im Sand, um nicht in den gähnenden Abgrund schauen zu müssen.
Gamin kam überall gut durch.
Wir überquerten den Staudamm von Arras. Wieder ein Fluss überquert.
Grosse Müdigkeit überkam uns.


Schliesslich fanden wir einen kleinn Platz am Ufer der Rhône, den eine Motorrad-Werkstatt uns gezeigt hatte, und da steht nun das Zelt. Wir hören die Boote und Schiffe auf dem Fluss.

Irgendwie ist das alles genau das: die echte Bohème, dieses Wandeln zwischen den Welten. Ein grosser Tag mit grossen Bildern neigt sich zu Ende.




6 Kommentare:

  1. Boah Diana, da müsste ich beim Lesen wirklich den Atem anhalten. Danke für den Bericht, ich hoffe, das Zelt hält das aus, nass eingepackt zu sein. Alles Liebe !!

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  2. Boah Diana, da müsste ich beim Lesen wirklich den Atem anhalten. Danke für den Bericht, ich hoffe, das Zelt hält das aus, nass eingepackt zu sein. Alles Liebe !!

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  3. Ich krieg' Fernweh....
    Jetzt wird es sich zeigen, ob das Zelt es wert war, denn eigentlich müsste es schon kurze Zeit nach dem Auspacken wieder trocken sein und du kannst nun ruhig schlafen.
    Schön, dass Ihr Zwei Euch verstanden habt, an der Furt....:-) Viele solcher kleinen Geschehnisse werden es am Ende sein, die Euch zusammenschweißen werden.
    Bis morgen, schlaf gut!

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    1. Illo, genau so war es! Insbesondere wefen des Windes - das Zelt war im ynu trocken und due Bacht war tipp topp!

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  4. Danke Ingrid. Ja, mir jetzt, wo ich mit Gamin unterwegs bin auch klar, wie unendlich viel schwieriger es mit Heidi wäre. Denn der Weg hält natürlich "Schreckpotential" ohne Ende bereit. Gamin steckt die weg. Heidi würde das nicht.

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